Anliegen

Schulfibeln sind Lehrwerke, die Kinder beim Erlernen der Schriftsprache unterstützen. Es gibt sie seit über 500 Jahren.
Ich betrachte sie als aufschlussreiche Zeitzeugnisse: Mich interessiert die historische Entwicklung des Lesenlehrens, der Methoden und Inhalte, der Bilder vom Kind und seinem Lernen. Ich suche nach didaktischen Pionieren, Leuchttürmen der Gestaltung, didaktischen Schätzen, nach gesellschaftlichen, politischen Zeitsignaturen. Dabei beschäftigt mich auch die Frage: Was kann man für heutiges Lesen- und Schreibenlehren daraus lernen?
 
Meine Erkundungen fasse ich in drei Bereichen dieser Website zusammen:
Überblicke
Gesamtschau über 500 Jahre Geschichte schulischer Alphabetisierung.
 

Zur aktuellen Arbeit

23. April 2025
Ich arbeite das Erste Lesebuch für Kinder durch - ein Lesebuch für die ersten Schuljahre, mit Fibelteil am Anfang. Vertrieben in Pennsylvania für Kinder deutscher Einwanderer in lutherischen Glaubensgemeinschaften. Zuerst erschienen 1845.
Die Texte sind samt und sonders religiöse Texte. Aber sie unterscheiden sich von den religiösen Fibeln, die Jahrhunderte hindurch prägend waren. Den Grund fand ich in den pädagogischen Grundsätzen von August Hermann Francke, dem Gründer der Franckeschen Stiftung in Halle (Saale). Von hier aus hatten Geistliche in Pennsylvania das lutherische Gemeinwesen geordnet. Ein Grundsatz war, dass anstelle von Katechismusformeln biblische Geschichten erzählt werden sollten. Genau das finde ich in der Fibel.
Ein anderer Grundsatz war: Der "natürliche Eigenwille" des Kindes sei zu brechen und Gehorsam trete an seine Stelle. Auch das wird deutlich in den Texten: "Gott liebt das fromme Kind, / Das immer vor ihm bleibt. / Wer bös ist, bleibt nicht."
Neben dieser Strenge finde ich aber auch die gottbeseelten friedvollen Verse von Wilhelm Hey: "Weißt du, wie viel Sterne stehen / an dem blauen Himmelszelt? / Gott der Herr hat sie gezählet, / Dass ihm auch nicht eines fehlet ..."
Ein spannender Kosmos lutherisch-pietistischer Pädagogik tut sich mit dieser Fibel auf.
Ende des Monats kann ich vermutlich meinen Beitrag bei Fibel-Porträts 1800 - 1900 einstellen.
 

Zum Autor

Horst Bartnitzky

geb. 1940, Dr. h.c., Dipl.-Päd., war Lehrer, Schulleiter, in der Lehrerbildung und der Schulaufsicht tätig.

Er war viele Jahre Herausgeber und Autor der Zeitschrift Grundschule aktuell, der Fachbuchreihe Lehrerbücherei Grundschule sowie von Schulbuchwerken, unter anderem zum Anfangsunterricht.

Publikationsschwerpunkte sind Beiträge zur Pädagogischen Leistungskultur und zur Deutschdidaktik. Zuletzt: Sprachunterricht heute, Cornelsen-Verlag, 2019, 19. Auflage. Auf dem Weg zur kindergerechten Grundschule, Grundschulverband 2019

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